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Peter Deutschmann 10.08.2018

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Rede zum Gedenken
an Peter Deutschmann
Eschede, 10.08.2018


Wir wollen in Eschede eine nachhaltige Auseinandersetzung mit Rechter Gewalt und ihrer tödlichen Dimension und den rechtsextremen Aktivitäten auf dem Hof Nahtz.

Wir wollen, dass Menschen hinschauen wenn sich menschenverachtendes Reden und Handeln breitmacht.

Wir wollen, dass Fremdenfeindlichkeit als wirkliches Problem erkannt und nicht kleingeredet und weggeschaut wird.

Anlässe in Eschede gibt es in jüngster Zeit genug. Flüchtlinge aus Eschede berichten verstärkt, dass sie verbalen und körperlichen, fremdenfeindlichen und rassistischen Bedrohungen ausgesetzt sind. Escheder schaut dort hin!

Die Bedrohungen gehen so weit, dass im Internet offen zum Mord aufgerufen wird. Escheder schaut dort hin!

Lasst es nicht wieder zu einem Mord durch Neonazis kommen. Jede einzelne Bedrohung, Erniedrigung, Beleidigung, jeder Angriff ist einer zuviel. Escheder schaut dort hin!

Ich möchte jetzt noch einen Blick darauf werfen, ob Eschede einen angemessenen Umgang mit dem Tod von Peter Deutschmann gefunden hat. Da treten erhebliche Zweifel auf. Nein, eigentlich nicht, muss man feststellen. Es gibt die Leute, die aus ihrer humanistischen Grundhaltung, ihrem antifaschistischen Verständnis klar Stellung beziehen und in Eschede eine nachhaltige Auseinandersetzung mit Rechter Gewalt und ihrer tödlichen Dimension fordern.

Die Mehrheit verhält sich aber nach 19 Jahren immer noch indifferent. Im Mittelpunkt muss stehen, dass damals ein Mensch von Escheder Neonazis getötet wurde und nicht wie es der Eindruck ist, dass befürchtet wird, dass wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, der gute Ruf Eschedes beschädigt wird.

Es geht um eine Kultur der Erinnerung, Todesofpern Rechter Gewalt öffentlich zu gedenken. Es geht um die Anerkennung des Charakters, der Tat und dem Respekt für das Opfer. Respekt gegenüber Opfern Rechter Gewalt wird oft nur denen entgegengebracht, mit dem eine positive Identifikation stattfindet.

Opfer, in deren Lebensumstände man sich nicht hineinversetzen will, wird gegenüber mit Abwehr reagiert. Im NDR-Interview 10.08.12 äußert sich der Bürgermeister Günther Berg im Namen der Gemeinde „Man kannte den Mann zu wenig. Er war zu wenig integriert.“ So setzt sich bei Todesopfern Rechter Gewalt, denen Anerkennung zu zollen wäre, die im Leben erfahrene Ausgren-zung und Mißachtung über den Tod hinaus fort. Hätte Eschede auch so gehandelt, wenn es sich bei dem Opfer um einen Schützenbruder, Pastor oder ein Ratsmitglied gehandelt hätte? Ich glaube nicht.

Ich glaube, wer schlimme Taten verdrängt, sie nicht wahrnimmt, wie es hier anscheinend in Eschede geschieht, fühlt sich auch nicht verpflichtet, etwas zu ändern. Es geht um ein aktives Gedenken statt schweigend zu vergessen.

Peter Deutschmann hatte den Mut, Neonazis und Rassisten entgegenzutreten. Sein Tod macht ganz besonders betroffen, weil Peter Deutschmann genau das getan hat, was alle tun sollten: Gesicht zeigen, couragiert Rassismus und Diskriminierung entgegentreten.

Wäre nicht ein angemessener Umgang mit dem Thema, dass Eschede zum Gedenken und als Mahnung jährlich den Zivilcouragepreis „Peter Deutschmann“ vergibt. 2019, zwanzig Jahre nach der brutalen Tötung von Peter Deutschmann durch Escheder Neonazis wäre schon lange die Zeit gekommen, diesen Zivilcouragepreis zu vergeben.

Horst-Peter Ludwigs
Forum gegen Gewalt und Rechtsextremismus
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Quelle: GewerkschafterInnen und Antifa gemeinsam gegen Dummheit und Reaktion, http://gewantifa.blogsport.eu