Drucken

Gedenken an Peter Deutschmann, 10.08.2020

am .

Montag, 10.08.2020, 18.00 Uhr, Eschede, An der Kirche


Heute vor 21 Jahren starb Peter Deutschmann. Er wurde in Eschede von Escheder Neonazis getötet.

Am 09.08.1999 wurde Peter Deutschmann von zwei Escheder Neonazis in seiner Wohnung überfallen und so misshandelt, dass er am folgenden Tag an den Folgen verstarb.
Peter Deutschmann hatte sich damals verbal gegen das „Skinhead-Getue“ der beiden Escheder Neonazis Marco Siedbürger und Johannes Kneifel zur Wehr gesetzt. Das reichte aus, um dafür totgeschlagen zu werden!
Aus Wut über die Kritik an ihrem neonazistischen Gehabe verschafften sich die beiden Täter Zutritt zu Peter Deutschmanns Wohnung, traten und schlugen auf den 44-Jährigen ein, misshandelten ihn mit Glasscherben. Sie zertrümmerten seinen Kehlkopf und fügten ihm zahllose Schlag- und Schnittverletzungen zu. Um zu verhindern, dass Peter Deutschmann Hilfe holt, zerstörten sie das Telefon. Dann verschwanden sie und ließen das Opfer stark blutend und schwer verletzt zurück. Als Nachbarn Stunden später die Hilferufe hörten, kam jede Rettung zu spät. Peter Deutschmann starb im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen. Das Landgericht Lüneburg verurteilte im Januar 2000 beide Täter wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung mit Todesfolge zu einer fünfjährigen Jugendstrafe; einen politischen Hintergrund wollte es nicht erkennen.
Die Bunderegierung bestätigte einen Monat später, im Februar 2000, dass es sich bei der Tötung von Peter Deutschmann um ein vollendetes Tötungsdelikt mit fremdenfeindlicher Motivation handelte.
Aber auch an alle anderen Opfer rechter Gewalt möchten wir erinnern, seit 1990 sind es 208 Todesopfer rechter Gewalt laut Amadeu Antonio Stiftung, die namentlich genannt sind und wir möchten auch an die namentlich nicht genannten Oper rechter Gewalt erinnern. Sie wurden erschlagen, erstochen, erschossen.

Wir wollen am 10.08.2018 Peter Deutschmann gedenken und gleichzeitig darauf aufmerksam machen, dass Neonazis immer noch Menschen bedrohen, verprügeln und töten. Wir wollen, dass Menschen hinschauen, wenn sich menschenverachtendes Reden und Handeln breit macht und Fremdenfeindlichkeit als wirkliche Probleme erkannt und nicht kleingeredet werden.
Eschedes Probleme mit Neonazis sind nicht dadurch gelöst, dass nach jahrelangem Ringen hier nun ein Gedenkstein für Peter Deutschmann errichtet wurde.

Da gibt es noch den Nazi Hof am Ortsrand. Jahrelang wurde auch dort das Treiben geduldet. Doch letztes Jahr wurde der Hof an den NPD-Landesverband Niedersachsen verkauft. Niemand will dafür verantwortlich sein, die Schuld wird zwischen Gemeinde, Landkreis und Land Niedersachsen hin- und her geschoben.

Jetzt macht die NPD in Eschede mobil. 9 Veranstaltungen hat sie für dieses Jahr angemeldet. Und warum? Weil die Nazis genervt davon sind, dass die antifaschistischen Demonstrationen direkt bis vor ihren Hof führen. Sie würden weiterhin im Ort Aktionen machen, wenn das nicht aufhört und Eschede nicht zu einer Koexistenz mit den Nazis bereit wäre. Ich hoffe, nein ich erwarte, dass Eschede niemals wieder zu einer Koexistenz mit Nazis bereit ist, wie sie faktisch leider jahrelang bestand.

Nun hat die Gemeinde Eschede eine Resolution verfasst, die sich in erster Linie gegen die NPD richtet, in der sie es sich aber auch nicht verkneifen konnten mehr oder weniger subtil rechts und links wieder einmal gleichzusetzen, Eschede wäre kein Spielplatz der Extremisten. Das ist kein Spiel, Neonazis sind eine reale Gefahr.

Weiter werden in der Resolution Bund, Land und zuständige Behörden aufgefordert, die Naziaktivitäten zu unterbinden, und es wird darum gebeten, dass neu gegründete Bündnis gegen rechts in Eschede zu unterstützen.

Gerne hätten wir auch gelesen, was der Gemeinderat Eschede selber tun möchte, außer von andern zu fordern.

Jede und jeder kann dazu beitragen, Neonazis etwas entgegen zu setzen. Es ist eine Frage der Haltung.  Die Gleichwertigkeit aller Menschen, egal ob eine*r der Honoratioren oder ein sogenanntes „Dorforiginal“ muss uns selbstverständlich sein. Und dies nicht nur mit Worten, diese Werte müssen auch gelebt werden, von uns allen.
Ohne jede rassistische Äußerung, ohne jede diskriminierende Haltung – geschweige denn Handlung.
Wenn sich Menschen Gruppen der extremen Rechten zuwenden oder sich menschenfeindlich äußern oder gar entsprechend handeln, dann müssen deutliche Grenzen gesetzt werden.
Das ist Aufgabe von Gesellschaft, da sind alle gefragt.