Drucken

Gemeinsam und entschlossen den Naziaufmarsch blockieren 04.08.2012 Bad Nenndorf

am .

Aufruf/Resolution

Resolution der Initiative „Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“
„Gegen Geschichtsrevisionismus und Faschismus: den Naziaufmarsch blockieren!“

Wir, die Teilnehmer_Innen der im März 2012 in Hannover stattfindenden Aktivierungskonferenz und die Unterzeichner_Innen dieser Resolution, haben es uns zum Ziel gemacht, dem jährlich in Bad Nenndorf stattfindenden Naziaufmarsch im August 2012 ein Ende zu setzen. Nach sechs Jahren der Proteste wollen wir, die Initiative „Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“, dieses Jahr mit unserer breiten Massenmobilisierung den Widerstand auf eine neue Stufe heben. Mit unserer breiten Massenmobilisierung und unseren gemeinsamen Aktionen werden wir ihn konkret und real verhindern und so den Anfangspunkt für das Ende der wiederkehrenden „Trauermärsche“ markieren. Unser Mittel dazu ist das der Massenblockaden als Akt des zivilen Ungehorsams auf der Strecke der Neonazis.
Dazu haben wir uns auf einer überregionalen Konferenz zusammengefunden, um in einem breiten Spektrum von gesellschaftlichen Akteur_Innen aus unterschiedlichsten Teilen Norddeutschlands, das Problem der faschistischen und geschichtsrevisionistischen Propaganda in die Öffentlichkeit zu rücken und die Perspektiven der Beendigung des öffentlichen Auftritts der Neonazis auf die politische Agenda zu setzen.

Ein gemeinsamer Aktionskonsens steckt dabei den Rahmen unseres gemeinsamen Handelns und der diesjährigen Massenproteste ab.
Nach der schon zu lange währenden Entwicklung des wiederkehrenden Naziaufmarsches ist jetzt der Zeitpunkt, so die Perspektive einer realistischen Gegenwehr für das Jahr 2012 gegen das faschistische Schauspiel zu eröffnen und durch eine überregionale, massenhafte Mobilisierung aller Antifaschist_Innen und Neonazi-Gegner_Innen und ihren gemeinsamen, solidarischen Blockaden der Neonazis die Dynamik der Aufmärsche zu brechen!
Bad Nenndorf: unfreiwillige Bühne eines faschistischen Schauerspiels
In den Jahren seit 2006 hat sich der Aufmarsch um das Wincklerbad in Bad Nenndorf zu Norddeutschlands größtem Naziaufmarsch entwickelt. Der Aufmarsch von sogenannten „Freien Kräften“ aus dem ganzen Bundesgebiet ist für die Neonazis ein Ersatztermin für die 2006 verbotenen Rudolf-Heß-Gedenkmärsche in Wunsiedel. Damit ist Bad Nenndorf für die faschistische Szene einer der letzten regelmäßigen Termine, in denen sie öffentlich direkten Bezug auf das historische, faschistische Deutschland nehmen kann.
Das drückt sich vor allem in ihrem Auftreten aus: auf ihren Aufzügen marschieren sie in Manier der SA auf, mit Trommeln, in Reih‘ und Glied und in weißen Hemden uniformiert. In Redebeiträgen hetzen sie mit vorgestrigem Vokabular nationalistischer und völkischer Propaganda. Dass damit immer noch Neonazis mobilisiert werden können, zeigt die Entwicklung des Aufmarsches; von anfänglich rund 50 Teilnehmer_Innen, steigerte sich die Größe über die Jahre hinweg kontinuierlich, bis 2010 fast 1.000 Neonazis nach Bad Nenndorf kamen.
Dagegen hat sich bereits regional entschiedener Widerstand und Protest erhoben. Zunächst organisierten antifaschistische Kräfte um das Bündnis „NS-Verherrlichung stoppen“ Gegenaktivitäten. Dann schloss sich die Bad Nenndorfer Zivilgesellschaft im Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt“ gegen die jährliche, braune Belagerung ihres Ortes zusammen. Seitdem gibt es regelmäßig vielfältigen, kreativen und bunten Protest gegen die Neonazis, der immer wieder ein deutliches Signal gegen diese setzt und schon immer das Ziel hatten, den Naziaufmarsch in ihrem Ort zu beenden.
Bislang ist es aber noch nicht gelungen, die Eigendynamik der geschichtsrevisionistischen Veranstaltung zu brechen. Dazu bedarf es einer umfassenden Solidarität mit den lokalen Gegeninitiativen, mit der dem Event, zu dem Neonazis aus der bundesweiten rechten Szene anreisen, effektive, massenhafte Gegenwehr entgegengesetzt werden kann. Denn Bad Nenndorf ist nach dem Ende der Großaufmärsche in Wunsiedel nur die Bühne, das Wincklerbad als konstruierter historischer Ort nur ein gefundener Anlass für die Neonazis, um geplant geschichtsrevisionistische Propaganda zu verbreiten und einer gezielten faschistischen Agitation einen Ort zu geben. Mit dieser Auseinandersetzung dürfen die Bad Nenndorfer_Innen nicht alleine gelassen werden, denn seine Ursachen reichen tiefer, bis in ein gesellschaftliches Problem hinein, das uns alle betrifft und uns alle angeht!

Text von: http://www.badnenndorf-blockieren.mobi/